Miteinander mitunter mittendrin

Texte vom Miteinander, Nebeneinander, das mitunter auch mal ein Gegeneinander werden kann ...

 

Eleonore Wittke liest aus ihrem griechischen Reisetagebuch, Heidemarie Köhler von den Menschen nebenan, im Stadtteil, auf der Parkbank ... oder auch in der eigenen Familie.

 

aus meinem Text "Du"

Jawohl ich war ein Kuckucksei   jetzt weißt du es   Eine die nicht dazugehört   Ich hab es gleich kapiert sofort   damals als ich zum ersten Mal davon gehört habe   vom Kuckuck und wie der seine Eier in fremde Nester   und lässt die andern seine Brut aufziehen   Eigentlich ganz schön clever von dem findest du nicht   Ob der sich jemals später Gedanken macht   ob der mal gucken kommt wie seine Küken sich entwickeln   

Diesen Text kann man hier im Litcast des Förderkreises der Schriftsteller:innen in Baden-Württemberg nachhören.

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Den Schatten auf den Leib

Kunstaktion der Gruppe KuajO

Den Schatten auf den Leib gerückt mit Farbe und Fantasie - und Wörter, Fetzen aus Sätzen auf den Leib geschrieben.

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Alte Bilder, noch einmal

 Nur für sich fing sie an, die ersten Bilder zu malen, sie schwelgte in Blau, Grün, Türkis, in Orange-Gold mit Umbra, Ausschnitte malte sie, ein Rechteck mit Meermuster, Licht-und-Schatten-Streifen. Dann strichelte sie die Burg auf ein Blatt, von unten gesehen, den Eingang oben, sie füllte das Papier mit Mauerabschnitten, mit der Struktur der alten Steine. All ihre Bilder heftete sie an die Wände ihres Hotelzimmers.

Textauszug aus meinem unveröffentlichten Roman "Alte Bilder"

Ich lese daraus am

Mittwoch, 10. Mai, 16.00 Uhr im

Stadtteiltreff Wanne, Tübingen, Beim Herbstenhof 3.

 

Die Protagonistin Katharina hat vor einigen Jahren ihren Beruf an den Nagel gehängt und ist nach Süditalien gezogen, wo sie sich mit dem Verkauf ihrer Skizzen an Touristen durchschlägt. Nach dem Tod ihres dominanten Vaters, von dem sie sich spät gelöst hat, überdenkt sie ihr Leben und ihre Entscheidungen noch einmal neu.

 

Mehr Textschnipsel aus dem Buch hier und hier.

Die Lesung wird im Rahmen des Sonderprogramms "50 Lesungen im Land" vom Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg unterstützt.

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Italienische Skizzen

Textauszug:

Von nun an suchte sie systematisch nach Motiven, die Touristen reizen würden. Auch Straßenansichten malte sie, kleine Gassen. Als sie das Haus von Signor Patafio entdeckte, wusste sie sofort, dass sie hier leben wollte.

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Herbst und später

... so heißt die Veranstaltung am 11.11.22 um 19.00 Uhr im Wechselnden Wilhelm, Reutlingen, Wilhelmstraße 101.

Im Rahmen der Ausstellung meiner Rostfotos und -collagen lese ich zu Rost und anderen Vergänglichkeiten:

- FlugRostFraß

- Die Fremde im Haus

- Gretas Koffer

- Neben dem Abstellgleis

 

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Kommt Zeit, kommt Rost

In der alten Löwen-Apotheke, Wilhelmstr. 101 in Reutlingen, ist der Wechselnde Wilhelm zu finden, ein Laden mit wechselndem Angebot, wechselndem Motto, wechselndem Programm.

Im hinteren Teil des Ladens hängen in den nächsten Monaten meine Fotos von Rost.

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Vernissage mit SuBText

Ausstellungsort: Batteur, Offene Ateliers in der Alten Spinnerei, Wannweil

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Lesung zum Weltfrauentag in der Stadtbibliothek Reutlingen

Lesung zum Weltfrauentag, Foto GEA
Heidemarie Köhler liest in der Stadtbibliothek Reutlingen zum Weltfrauentag, Foto Jürgen Meyer für den GEA

Journalistin Mareike Inhoff, die bei der Veranstaltung selbst unter dem Titel »Frauenprobleme?« drei eindrückliche Artikel über Sexismus und Schicksale Reutlinger Frauen las, schrieb im Reutlinger Generalanzeiger:

 

REUTLINGEN. Stark, prächtig, verletzlich, mutig, fragend, unsicher, suchend, kämpfend: Ganz unterschiedlich zeigten sich die Protagonistinnen in den Texten, die die Lesenden am Mittwoch in der Reutlinger Stadtbücherei ihren Zuhörern präsentierten. Allen Frauenfiguren aus den Texten war eines aber gemeinsam: ihr Frausein und ihre oft schwierige Rolle als Frau in der Gesellschaft.

Eigene Texte hatte auch Heidemarie Köhler mitgebracht: Ein Ausschnitt aus ihrem unveröffentlichten Roman »Alte Bilder« erweckte eine Frau zum Leben, die Malerin wird und sich fragt, warum ihr Vater das stets abgelehnt hatte. Ein zweiter Text stellte eine Frau vor, deren Mann aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war.*

 

Der ganze Artikel ist hier nachzulesen.

 

*Ein Schnipsel aus diesem Text:

Er sprach wenig und auch sein Blick sagte nichts, er sah durch sie hindurch, die Augen gläsern, ruhig, wie eine unberührte Wasseroberfläche, eine nicht berührbare. 

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Kunst wieder an DIESEM Ort

Kuajo = Kunst an jedem Ort - wieder im Garten des Heimatmuseums
Kuajo = Kunst an jedem Ort - wieder im Garten des Heimatmuseums
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Rudelschreiben trotz Corona

Meine Kaffeetasse, Erinnerung ans Nougatine
Meine Kaffeetasse, Erinnerung ans Nougatine

25.3.2010 - das erste "Schreiben im Café" im Nougatine - dort wurden die Kaffeespezialitäten in weißen, blau geblümten Tassen mit Deckel und Goldrand serviert.

26.3.2020 - ich muss mir den Kaffee zuhause selbst kochen, in diesen sperrigen Zeiten findet das gemeinsame Schreiben virtuell statt. 

 

Hier einige Textschnipsel zu unserem ersten Schreibimpuls, dem zehnjährigen Jubiläum:

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Weihnachts...

Neulich beim Schreiben im Café zum Thema Weihnachten:

Ich habe den … den … das … die Sache die in Grün mit Rot – den Kranz! ja die Sache hab ich weg hab ich vom Tisch gewischt die Hand mit dem … Kranz. Weihnachtskranz, ja. Jetzt ist sie böse. Die mit der Hand. Aber der ist doch falsch, so grün mit Rot.

Mama hat immer einen gemacht so rund und grün mit gelben Kerzen. Mit echten Bienenwachskerzen am Adventskranz. Und gelbe und goldene Bänder und Schleifen. Und Perlen. DAS ist ein Adventskranz, SO sieht der aus. Und wir haben gesungen, Lustig lustig tralala und Morgen Kinder, Es ist ein Ros‘ und alle Strophen! Ohne Textblatt.

Ich finde hier den … Zettel mit Wörtern mit Text für … eine Weihnachtsfeier. Hat sie den mitgebracht? Die mit der Hand mit diesem falschen ganz falschen … Dings. Dem Kranz. Weihnachtskranz. Und Nüsse, hat sie die hergelegt, oder. Wo kommen die Nüsse her? Jetzt steht da so ein Ding auf meinem Tisch. Wieso? Ganz grün und pieksig und das duftet. Wenn ich nicht hinseh, ist es ja fast richtig, wie das duftet. Weil das duftet. So grün immerhin. 

Die Tanne und das Bienenwachs, grün, gelb und golden. Das glänzt und duftet. Ich darf die Kerzen nicht alleine anzünden, wenn Mama nicht dabei ist. Die haben beim Brennen auch gar nicht so stark geduftet wie ich dachte. Viel mehr nach Honig, wenn sie kalt …

Da steht ein falscher … ein falsches … Dings auf meinem Tisch. Ein … Weihnachtskranz. Ich finde keine … nichts zum Anzünden, die kleinen Stifte. Die Hand. Die hatte eine Schachtel. Jetzt ist sie weg. Ich bin allein mit diesem … Weihnachtsding. Kalt.

Trotzdem wünsche ich allen, die dies lesen, eine frohe und gemütliche Zeit und einen guten Jahresausklang.

Und genau heute mit Beginn des Winters werden die Tage dann ja auch schon wieder länger.

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Atelierbesuch

Auf dem Atelierfest bei Rosana Lindenmaier las ich einige Textschnipsel zum Malen aus meinem unveröffentlichten Roman "Alte Bilder". 

Katia, eine deutsche Aussteigerin, lebt in Kalabrien und verkauft dort am Strand Bilder an Touristen.

Aus dem Text:

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Rost überall ...

… sogar im Café. Nein, natürlich wurde der Cappuccino nicht mit rostigen Löffeln serviert. Aber beim SiC schlug plötzlich jemand das Stichwort "Rost" vor - und ich war es nicht! Nanu?  Färbt der denn ab, ist so was ansteckend? Ich selbst habe ja in letzter Zeit fast nur noch Rost im Kopf. Aber nein, natürlich hatte ich vorher die Einladungskarten für meine Ausstellung verteilt, und deshalb schrieben nun auch die anderen zu meinem Thema - spannend wieder mal, wie unterschiedlich das ist, was den verschiedenen Schreibenden zu dem gemeinsamen Impuls einfällt. 

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Dreimal Sommer

Mal ist er zu nass, mal ist er perfekt, dann wieder zu heiß: In den drei Geschichten, die ich am kommenden Dienstag lesen werde, hält der Sommer nicht immer, was er versprochen hat.

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Alte Steine, altes Holz, Text und Bilder neu

Beim Kunstnachmittag der Gruppe KuajO 

nahm Roswitha Zeeb in ihren Bildern, die sie außen an der Mauer der Kapelle aufgehängt hatte, die Struktur der Steine auf.

 

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Erinnerung

Einer von den Zwillingen ist nett, der andere, der sollte lieber nicht dabei sein. Aber neulich ist nur der Nette da gewesen und der kommt vielleicht heute auch allein? Sie muss lachen, wenn sie daran denkt, dass sie vor ein paar Wochen noch für Winnetou geschwärmt hat. Ihre große Liebe, dachte sie, aber der ist ja nur eine Buchfigur, den gibt es gar nicht und dieser Pierre Brice in den Filmen, nein, der ist nicht ihr Indianerhäuptling, nie gewesen. Aber der Buch-Winnetou, der schon … und wie! Bis sie in diese Jugendgruppe ging, einmal im Monat. Und bis der eine von den Zwillingen so guckte und dann weg. Und seitdem immer wieder. Und seitdem weiß sie, dass es doch ganz was anderes ist, einen echten Menschen zu lieben. Da steht schon ein Grüppchen vor dem Gemeindehaus, und tatsächlich, einer von den Zwillingen ist da in seinem dicken Wollpullover. Dass sie auch immer gleich angezogen sind, so dass sie die beiden gar nicht unterscheiden kann. Auf die Entfernung nicht. In der Nähe, da merkt sie es sofort. Der nicht Nette, wie der seine Augen verdreht, den Kopf schief hält, den Mund verzieht, wenn er sie anguckt. Kann ihm sein Bruder nicht mal sagen, dass sie in Ordnung ist? Jedenfalls nicht so doof, wie er tut? Sie verlangsamt ihren Schritt, sie hat schon eine Blase am Zeh, warum musste sie auch die neuen, spitzen Schuhe anziehen. Schick sehen die ja aus, aber zum Laufen … Es gucken schon alle, wie sie daher stakst. Nur nicht stolpern! Welcher der Zwillinge ist es? Kann ihr doch egal sein, wie sie humpelt, wenn es der andere ist. Aber nein, es ist nicht nur der andere, beide sind da. Und heute sieht sie schon von weiter her, wer wer ist. Der eine grinst so, der andere stößt ihn an, ob er jetzt mal was sagt zu dem? Sie muss so tun, als bemerkte sie die beiden gar nicht, jedenfalls solange der nicht Nette noch her guckt. Einen Fuß vor den anderen und auf die Gruppe zu und dran vorbei, zur Tür. Die steht zum Glück schon offen. Ihre Absätze klappern auf den Steinen, bloß nicht noch in einer Ritze hängenbleiben! Ins Haus, geschafft, die Treppe hoch. Gut, dass heute Besuch kommt, da reden sie gar nicht miteinander, sondern der Schauspieler erzählt was. Dann ist es nicht so blöd, wenn sie sich nicht traut, den Mund aufzumachen. Sie waren ja neulich zusammen im Theater, „Hamlet“ haben sie gesehen, da ist sie in ihrem schicken Trägerrock gegangen, mit der Chiffonbluse. Da hat sie noch die alten Schuhe angehabt, die abgelatschten, aber in denen konnte sie laufen. Sie will ja auch mal Schauspielerin werden. So wie die im Rampenlicht und sich was trauen. Und keiner findet die blöd, wenn sie laut werden oder sich albern benehmen oder so. Die dürfen alles sagen und die Leute hören zu und klatschen nachher noch, weil, wenn die das auf der Bühne machen, ist es Kunst. Das will sie lernen. Toll also, dass der Schauspieler kommt und ihnen was vom Theater erzählt. Der Vikar hat ihn eingeladen, er kennt ihn persönlich aus der Zeit vom Jungen Theater in Göttingen, sagt er, und deshalb kommt der heute. Sie haben sogar das Kaminfeuer angezündet für den Besuch. Er sitzt schon da und redet mit dem Vikar. Sie bleibt an der Tür stehen, sie will ja nicht stören. Der Vikar nickt ihr zu und deutet auf den Stuhlkreis, ist ja schon alles aufgebaut. Sie setzt sich in die Nähe des Kamins. Oder ist das blöd? Die Zwillinge in ihren dicken Pullovern, die setzen sich doch eher weiter weg davon? Jetzt kann sie aber nicht mehr wechseln. Der Raum füllt sich, die Zwillinge sitzen tatsächlich ganz auf der anderen Seite. Es gibt Punsch, alkoholischen sogar. Heute ist alles besonderer als sonst. Und der Schauspieler erzählt, von der Probenarbeit, vom Stückelesen. Von Shakespeare spricht er, von Schiller. Er ist so klug, aber er lässt Leute reden, fragen. Sie kommen ins Gespräch, hin und her. Sie reden über alles. Jemand erwähnt die Beatles. Geräusche, sagt einer. Musik!, sagt der Schauspieler. Sie reden und reden und auch von Politik, davon hat sie keine Ahnung. Der Schauspieler schon. Muss man so viel wissen, wenn man am Theater arbeitet? Sie kann fragen, was sie will, und das tut sie. Er antwortet auf alles. Dann fragt jemand anders etwas, aber der Schauspieler antwortet und redet dabei weiter zu ihr. Er hat gar nicht gemerkt, dass es jemand anders war. Als schließlich die ersten gehen, kommt einer von ihnen zurück in den Saal. Ihr Vater stehe schon unten, wo denn die Tochter bleibe? Es ist spät. Ja, dieses Theatervolk!, sagt der Schauspieler und zwinkert ihr zu, gibt ihr die Hand, sagt Gute Nacht. Sie geht neben dem Vater nach Hause. Die Zwillinge gibt es gar nicht mehr.

Der Schauspieler war Bruno Ganz, dessen Arbeit ich damals am Bremer Theater, dann an der Schaubühne in Berlin und später im Film immer bewundert habe.

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Weiß und Fragen

Die Objekte von Barbara Wünsche-Kehle, die sie bei Osiander ausstellt, werfen bei mir Fragen auf:

Zwillinge eineiig ungleich / negativ positiv / wo ist das zweite Ei?

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Weiß auf Weiß

Das Gewölbe bei Osiander Reutlingen bildet den perfekten Rahmen für die Objekte von Barbara Wünsche-Kehle, die sie dort noch bis zum 23. Februar ausstellt.

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tree is ...

Verfärbungen an einer alten dänischen Mauer und ein Spruch, den ich Gertrude Stein nachempfunden habe, sind dieses Jahr mein elektronischer Weihnachtsgruß. 

Merry Christmas and a Happy New Year!

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Federlesen

Nicht viel Federlesens? Doch! 

Zum Schreiben im Café brachte ich im Dezember Papierfedern aus alten Buchseiten mit, die wir als Schreibimpuls benutzten. Mein Text:

Da steht zum Beispiel: „Sind viele Fremde dort?“  „Bis jetzt sind glücklicherweise“ – weiter kann ich nicht lesen, mehr will ich gar nicht wissen. Fremde als Stichwort, Fremde als Reizwort: Fremde, die aus einer unbekannten, weit entfernten Fremde kommen, hm, naja, da will man erstmal freundlich sein, man ist ja kein … und andererseits: „Sind viele …“, lautete die Frage. Denn wenn’s nur wenige sind, dann hat man kein Problem damit, dann geht das in der Masse unter, dann fällt das nicht so auf und ist nicht so bedrohlich. Aber viele? Wann fängt das „viele“ an? Bei 3, 10, 87 oder 1000?

Die Fremde allerdings, aus der die vielen Fremden kommen, besucht man doch ganz gern – da fliegt man ein und lernt ein bisschen was davon kennen, die fremde Küche, exotische Gewürze, Gerichte, dort an Ort und Stelle noch nicht so mehr oder weniger dem hiesigen Gaumen angepasst. Fremder eben, besonders. Und das fremde Wetter, die Landschaft – na, deshalb fährt man ja hin, hauptsächlich, oder? Blaue Himmel und Palmen und Strand oder Felsen, Steine, Wüste, oder fast undurchdringliche Wälder, ein bisschen zugänglich gemacht, gerade so viel, wie es gefällt. Die Fremde als Paket und all-inclusive, manchmal sogar die eine oder andere halbwegs echte Begegnung mit den Fremden, die dort nicht fremd sind. Die dich willkommen heißen, wenn du dein Geld mitbringst, oder, so fragst du dich, weil du es mitbringst? Und es ausgibst für ihre fremden Gegenstände, Teppiche, Schalen, Masken, du kaufst so viel, wie du gerade noch unterbringen kannst in deinem Koffer, oder was ganz Besonderes und Großes lässt du auch manchmal schicken. Dann fliegst du wieder nach Hause und da umgibst du dich mit diesem Bisschen globalen Charmes, das du erworben hast, und grüßt vielleicht den türkischen Gemüsehändler – oder ist er Kurde? – du grüßt ihn dann mal extra freundlich, für eine Weile.

„Der Weg ist übrigens nicht zu ver“, steht auch noch auf der Feder. Nicht zu verfehlen, der Weg, soll das wahrscheinlich heißen. Aber welcher? Wohin? 

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Schönheit

"Schönheit" war das Thema der Ausschreibung des Schwäbischen Literaturpreises 2018. Meine Kurzgeschichte "Lächeln für Mark"  wurde in die Anthologie aufgenommen. Darin wird Sulola, eine nigerianische Frau, von Mark über die Grenzen geschmuggelt und nach Friedrichshafen gebracht. "Pretty woman, alone", sagte er in seinem rudimentären Englisch zu ihr, als er sie traf. Sie bekommt falsche Papiere und er heiratet sie. Aus dem Text:

Später stieg er mit ihr auf den Stahlturm am Hafen und zeigte ihr die Umgebung. Von hier oben konnte sie weit über den See schauen. Weiße Schiffe fuhren darauf herum. Himmel, Berge, Wasser – eine freundliche Welt. Als sie wieder hinunterstiegen, fragte sie nach den Vorhängeschlössern am Gitter. So eines werde er da auch anbringen, sagte Mark, eines mit T für Tanja und M für Mark. Das bedeute „Love“, erklärte Mark. Sie sprach das deutsche Wort aus: Liebe.

Ein neuer Anfang.

 

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Endspurt

Eine der Protagonistinnen in meinem nun fast abgeschlossenen Romanprojekt* fotografiert, was sie auf der Straße findet. Aus dem Text:

Kronkorken, schon ein wenig angerostet. Plastikdeckel von Einwegbechern, die durchsichtigen Hülsen von Strohhalmverpackungen, Papiertüten, plattgetreten

oder zerknüllt, manche schon aufgeweicht, in Auflösung begriffen, als würden sie in den Asphalt einsickern, ja, man konnte sich vorstellen, dass sich um die Erde eine Kruste aus Müll bilden würde, eine immer dickere Schicht. Aber nein, Adas Fotos waren nicht als Protest dagegen gemeint. Sie spürte

eine eiskalte Befriedigung, wenn sie wieder so ein Objekt in Szene setzte – wohlgemerkt, nur mit der Kamera. Niemals manipulierte sie die Fundstücke, arrangierte sie anders, als sie da auf der Straße lagen oder im Gras oder zwischen den Blättern auf den Wegen. Sie nahm sie nur von allen möglichen verschiedenen Blickwinkeln auf und suchte sich das wirkungsvollste Bild aus.

Warum? Sie fühlte sich grimmig verwandt mit dem Abfall.

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Halbzeit und weiter

Impulse findet man an den absurdesten Stellen. Das ist auch nötig, mitten im November, mitten auf der Strecke zum Ziel: ein Romanentwurf von mindestens 50.000 Wörtern in den 30 Novembertagen. NaNoWriMo eben, mal wieder. Ich schicke dieses Jahr eine Schauspielerin ins Rennen, die bis vor kurzer Zeit in Theater, Film und Fernsehen gespielt hat, jetzt im Rollstuhl sitzt und es nicht aushält, nur noch zu konsumieren. Sie entschließt sich, eine Geschichte zu schreiben, einfach um etwas zu tun. Sie stellt sich gleich am Anfang als "unzuverlässige Erzählerin" vor. Sie benutzt einen echten Impuls - sagt sie. Aber kann man ihr glauben? Sie überlegt, wie sie anfangen soll. Aus dem Text:

 

Ein Konglomerat bildet sich da, ballt sich zusammen, ein Wust aus Eindrücken, Ideen, Wortfetzen, Farben, Gerüchen, Bildern: Ich sehe Kacheln, von der Sonne beschienen, die leuchten in Primärfarben, Rot, Blau, Gelb, darauf schwarze filigrane Gittermuster, sie muten marokkanisch an, warum sehe ich ausgerechnet die, was soll ich damit anfangen? Wem ordne ich südliche Kacheln zu, nordafrikanisches Flair? Die drei Freundinnen, über die ich schreiben will, sind deutsch beheimatet, sie sind nach Dänemark gereist, ihr gemeinsamer dänischer Sommer legt Himmel nahe, viel Himmel, viel, viel mehr als hier, der Himmel überall gegenwärtig dort, und Wasser, das Meer, immer so nah, blau und türkis, in Streifen Dunkelgrün hineingewoben, Schiefergrau. Ich sehe dänische Felder, goldgelben Weizen unter der nördlichen und trotzdem überraschend starken Sonne, das sehe ich, diese Bilder, Erinnerungen aus eigener Erfahrung, die passen zu meiner Geschichte, die in Deutschland und zum Teil auch ein bisschen in Dänemark spielen wird. Aber ich habe noch so viel mehr im Kopf, Bilder, Töne, die nicht dazugehören. Scheinbar nicht. Denn flirrendes Licht zwischen Bäumen, Reflexe auf dem Wasser und Nebelschleier zwischen Bergen, das alles kann Teil meiner Geschichte werden. Ich höre Geräusche, Plätschern, Rascheln, wie trockenes Laub im Herbst, eine Tür schlägt zu, eine Glocke tönt, sie hallt wider in meinem Kopf, in meinem Inneren, sie bringt mich in Aufruhr. Genau die Art von Aufruhr, die mich überhaupt zum Schreiben angeregt hat: die Frau, namenlos noch, die auf die Seeterrasse stürmte. Sie nahm mich gefangen, ich hörte auf, mein Buch zu lesen, ich schaute auch nicht mehr nach dem Lichtgeflimmer zwischen den Schatten, die Platanenblätter auf gelbe Sonnenschirme und die Holzplanken warfen, hörte nicht mehr auf die Geräusche an den Nebentischen von Löffeln, die Zucker in Kaffee rührten, die sich am Eisbecherrand stießen, gläsern und porzellanig metallenes Klirren, dazu das allgemeine Gemurmel, das „Rhabarber“ der Zufriedenheit nach dem Mittagessen, mediterrane Fisch- und Pastagerichte, auf großen Tellern genau die richtige Menge aufgetischt, Rhabarberrhabarber, lecker, oh, ich bin satt, ich auch, Rhabarberrhabarber … es geht alles ins Rhabarber ein. Manchmal Kinderstimmen, die herausstechen, Ausschlag nach oben auf der Skala, schriller, ich will aber noch!, darauf beruhigende oder genervte Antworten, aber Suse, du hast doch schon, nein, Kevin, das isst du jetzt auf! Und wieder Rhabarberrhabarber und Sonne, schläfrig machende Wärme, ein Dunst von Sattheit und Zustimmung. Gemeinschaft von Fremden in mittagsgemütlicher fröhlicher Ruhe, wenn es so etwas gibt. Und da hinein – Britt. Ich nenne sie Britt. Der Anfang meiner Geschichte. Britt, über die ich dann auch von den anderen erfuhr, später. Liliane – Lili. Und die spannende Ada. Womit fange ich an? Ich sehe Ada in Taubenblau, in erdigen Tönen. Lili das Gegenteil, pink, rot, orange, auch türkis. Und Muster, mal wild, mal verspielt. Die marokkanischen Kacheln, die ordne ich ihr zu. Die Freude an Farbe, an Ausdruck. Lili ist lebhaft und laut. Ada hält sich zurück, nicht vornehm, nur einfach. Sie braucht keine Aufmerksamkeit, sie kann ganz für sich genießen. Die Natureindrücke, das Blätterrascheln, das alles gehört Ada. Wie der Wind ihr am Strand in den Ohren saust, Wind, der ihr die dunklen Haare ins Gesicht bläst. Ada natürlich und Lili ein bisschen verrückt. Und Britt, die Vermittlerin. Damit fange ich an.

 

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Mit dem Bus in den Herbst

Schreiben-on-Tour. Ich habe versucht, durch die Brille einer Figur zu beobachten, über die ich demnächst schreiben möchte - eine ehemalige Schauspielerin:

Wie die das schaffen, und es scheint ihnen gar nichts auszumachen. Wachsen da so am Straßenrand. Gedeihen, oder? Scheint so. Aber ob sie nicht lieber im Wald, in einem Park, im Garten stehen würden? Sie haben keine Wahl und müssen nehmen, was sie kriegen. Den asphaltierten Boden - ja, können ihre Wurzeln denn darunter atmen? Müssen sie atmen, oder reicht ihnen vielleicht die Erde drunter, ich habe keine Ahnung, wie Bäume das machen mit dem Wachsen und überhaupt.  Photosynthese, oder? Die Blätter. Chlorophyll und irgendwie verwandeln die Licht in Zucker oder was? Wahrscheinlich hab ich mir da ganz was Falsches eingeprägt, irgendwo aufgeschnappt und missverstanden. Auf jeden Fall, ihr Bäume, wie ihr das macht, was ihr da macht, wie immer ihr das hinkriegt - großartig. An den Straßen, in den Städten - ganz Paris sei voller Platanen, hab ich mal gehört. Toll. Platanen mag ich mit diesen Stämmen, ihrer Rinde, die sich schuppt. Und dann die kugeligen Dinger, die Früchte? Samen? Kuschelige Bäume sind das. Und ich hab keine Lust, mich da genauer zu informieren. Botanik? Fehlanzeige. Fachwissen? Wozu? Hat nicht der alte Willy schon was geschrieben darüber, dass man auch nicht mehr davon hat, wenn man erklären kann, wie ein Naturphänomen zustande kommt. Oder wie das im Fachjargon genau bezeichnet wird. Ja, William: "These earthly godfathers of Heaven`s lights …" und so. Taufpaten, fachidiotische. Und Oscar Wilde, der hatte auch was dazu zu sagen: Dass es besser ist, wenn einer sich an einer Rosenblüte freut, als wenn jemand ihre Wurzeln unter dem Mikroskop betrachtet. Oder so ähnlich. Ja, den Wilde, den hab ich nicht ganz so deutlich im Kopf wie den alten Klassiker. "Schlag nach bei Shakespeare …" Stimmt, da steht was drin und du findest immer ein passendes Zitat. Zu allem und jedem, jawohl. Wie bin ich jetzt nur ausgerechnet darauf gekommen? Von den Bäumen am Straßenrand? Ach ja, die Fantasie macht Sprünge, die sind schneller als so ein Bus fährt.

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Nachgeschrieben

Von den vielen dänischen Steinen schleppte ich einige mit nach Hause. 

 

 

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SiC - wie geht das denn?

"Gebrauchsanweisung fürs Schreiben im Café" schlug eine Teilnehmerin neulich als Impuls vor. Und so verschieden, wie wir sind, fielen natürlich auch unsere Texte zum Thema aus.

Einige haben mir ihre Beiträge zur Verfügung gestellt - danke! Viel Spaß beim Nachlesen!

 

Die Fotos wurden während des Treffens mit Eleonore Wittkes Tablet aufgenommen - von ihr und anderen.

 

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Schneereste

Was schert uns der Kalender - meteorologisch ist es Frühling!

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Recycled

 Meine Mitbringsel, aus  alten Morgenseiten gefaltet, waren gestern im Café der erste Schreibimpuls.

Eleonore Wittke, mit der ich vor mehr als sieben Jahren diese monatlichen Treffen initiiert habe, schrieb dazu:

 

Unter Rinde gekrochen, als Schmarotzer oder in Symbiose, als Mistel oder Orchidee – auf jeden Fall entfaltet …

In Tinte getauchte geronnene Zeit, ins 2-Dimensionale gebügelte Gedanken, durch Worte festgezurrte Emotionen, auf Linie gebrachte Behauptungen, losgelassene Fragen …

Heide behängt ihren Tannenbaum eben mit Ideen statt mit Lametta.

 

Lenore Wittke 14/12/17 – Schreiben im Café

 

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Skizzen

Gestern wieder „Schreiben-on-Tour“. Schreibend unterwegs, in irgendeinen Bus steigen, irgendwohin fahren, aufschreiben, was auffällt.

Ich habe den Ausflug diesmal dazu benutzt, die Protagonistin meines nächsten Romans kennen zu lernen, habe versucht, Menschen und Orte durch ihre Brille zu sehen und zu bewerten. Hier also einige Beobachtungen von Franziska Derossi, der Hauptfigur in meinem NaNoWriMo-Projekt, das in weniger als zwei Wochen startet:

 

-       Eine spricht leise in ihr Phone, hört zu und wiegt den Kopf, während sie lachend etwas wegwischt.

-       Den Trenchcoat-Gürtel hat er eng geschnallt, die Enden seines Schals akkurat übereinander gelegt. Bartschatten verdunkelt sein glatt rasiertes Gesicht. Die Augenbrauen permanent angehoben – schon graben sich Dauerfalten in die noch junge Stirn.

-       Ihre Bluse besteht aus Patches, mal schräg, mal grade, quer oder längs, blau- oder rot-und-weiß gestreift. Darunter trägt sie Jeans in Größe 56 (mindestens). Sie stöhnt und setzt den Rucksack neben dem Rollenkoffer ab. Na, gute Reise!

-       Mit Zottelmähne steigt er in den Bus, mit angegrautem, angegilbtem Vollbart und drei Kubikmetern von altem, kaltem Dunst um sich herum. Ankertattoo am Unterarm – Seebär, gestrandet.

-       Von der Plakatwand lächelt der Sänger, mit dem Franziska mal studiert hat, einladend auf sie herunter. Aus ihm ist was geworden. Zu dem Konzert geht sie bestimmt nicht.

-       Schuljungenstimme hinten im Bus tut quäkend wichtig, hört nach der nächsten Haltestelle auf. Draußen verschwindet ein blonder Haarschopf um die Ecke – sieht aus wie ein so netter Junge.

-       Misteln schmarotzen draußen auf den inzwischen kahlen Zweigen, jetzt wieder sichtbar.

-       Fades Gesicht, unreine Haut, aber den Ausschnitt ihres Shirts hat sie bis über beide Schultern nach unten geschoben. Hat sie sonst nichts zu bieten? Ihr Blick sucht.

-       Ein Anbau mit Säulen am Reihenhäuschen – Besitzer’s castle“.

-       Hängt einer die zwei Handtücher im Vorgarten vom Wäscheständer ab und lässt sich Zeit und dreht sie um und lässt sich dabei Zeit und hängt sie wieder auf. Sein kleines Lächeln wird breiter, als er jemandem weiterhelfen kann – da lang, sagt er.

-       Stadtfein gemacht mit Ohrringen, die nach Bijoux Brigitte glitzern, Schnallen an ihren Lackschuhen, schwarz glänzende Dauerwelle überm faltigen Gesicht, fährt sie im Bus - vielleicht zum allwöchentlichen Besuch bei ihrem Sohn oder der Tochter, oder zum allmonatlichen, vielleicht auch nur alljährlichen Treffen mit ihnen oder … Fährt sie etwa zum Tanztee? Die Haare sind doch ganz bestimmt gefärbt!

-       Und Franziska fährt jetzt nach Hause, wo sie sich wieder vergraben kann und ihre Ruhe hat vor all der lästigen Nähe und den Gedanken. 

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Mordsstimmung?

 

Heute waren Anthologie und Vertrag im Briefkasten.

 

Weihnachtsselig fühlt sich Dr. Peter Arndt in meiner Geschichte "Hausbesuche" nicht. Weinselig schon eher, oder unselig. 

Aus dem Text:

Wieder Stau. Und Nebel im Flusstal. Oder immer noch? Der ganze Tag verschwamm im Nebel, nur ein Bild darin klar und deutlich: eine offene Tür, dahinter die Rezeption – vom Eingang aus war sicher nichts zu sehen, es musste wirken, als wäre niemand da.

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Albert, II

Meine "Gedankenbewahrerin" vom letzten März schrieb die Sentenzen ihres Mannes Albert auf. Er dozierte auch über Bäume:

 

„Setz dich!“, befahl Albert und: „Schreib!“ Oh … Sie kramte das blaue Heft heraus, schlug es auf, zückte den Stift und sah ihren Mann an.

„Baum!“, verkündete Albert. „Wann ist ein Baum ein Baum? Im Winter sehen wir den Stamm, die Äste, Zweige. Im Sommer sehen wir das Laub, wir sehen sein Gerippe, sein Skelett, seine Struktur nicht mehr. Schreib schneller!“, herrschte er sie an, als sie nicht mitkam. „Das ist hier keine Schönschreibübung, du sollst notieren, was ich sage, bevor ich alles wieder vergesse!“ Seine Ermahnungen zwischendurch brauchte sie immer, um mit seinem Tempo Schritt zu halten. „Wann also“, sinnierte Albert weiter, „erfassen wir das Wesen eines Baumes? Können wir ihn je als ein Ganzes wahrnehmen und begreifen?“ Er sah triumphierend in die Runde, die Gespräche an seinem und dem Nachbartisch waren verstummt, alles blickte auf ihn. Margarethe stand über das Heft gebeugt, das sie zwischen Alberts Kuchenteller und Herrn Blaschewskis Tasse gequetscht hatte. Albert wedelte mit der Hand, das hieß, sie war entlassen. Den Rückweg zu ihrem Kaffeegedeck – Kirschsahne diesmal, das eine Highlight dieser Ausflüge – nahm sie außen herum. Frau Rambach sagte leise etwas, Margarethe verstand nur „Imponiergehabe“. Frau Leisel daneben sagte lauter: „Aber es ist doch so interessant, was er immer für Gedanken hat!“ Margarethe setzte sich wieder. Sahnetorte und Alberts Gedanken, ein guter Tag. 

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Weihnachten von unten

Demnächst: Weihnachtslesungen mit Undine Zimmer. Termine und Veranstaltungsorte hier. Unser Spendenschwein steht schon in den Startlöchern.

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Wenn heute nicht dein Tag ist, wem gehört heute dann?

 Schreiben-on-Tour gestern.

Diesmal habe ich eine Protagonistin losgeschickt, die nicht mit sich im Reinen ist:

 

Ein freier Tag. Du suchst Erholung und Natur, steigst in den Bus, fährst raus.

Der fest getretene Pfad am Fluss ist trocken, die Erde aufgerissen, das Gras am Rand verwelkt. Der Zufluss ein Rinnsal, er fließt nicht, tropft bloß. Die Nase weigert sich, den Moder hier einzuatmen, die Stille tut in den Ohren weh. Eine Glocke schlägt dich zurück in Zeit und Sound, du merkst: Die Stille ist nicht leer, sondern ein Summen von Straßen, irgendwo. 

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Neues Gedicht

Nur wer ...

... das alte Lied kennt, versteht den Anfang als Zitat.

Ein neues Gedicht - hier.

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Mit der Gedankenbewahrerin unterwegs

Beim Schreiben-on-Tour gestern fiel mir die "Gedankenbewahrerin" ein, eine Frau, die immer die mehr oder weniger tiefsinnigen Sentenzen ihres Mannes aufschreibt. Aus meinem Text:

So führte sie nun seit vielen Jahren sein Tagebuch, stellte sie sein philosophisches Wörterbuch zusammen.

„Rost!“, sagte Albert. „Rost ist der Aggregatzustand des Alters. Nicht mehr so fest wie früher, sondern brüchig, bröckelig. Er löst sich auf, er rieselt. Wird verschwinden.

Aber vorher“, sagte Albert und zeigte auf den alten Güterwaggon, „vorher welkt er vor sich hin, auf dem Abstellgleis, in aller Schönheit.

Oder?“, fragte Albert laut. Natürlich guckten alle zu ihm her, natürlich auch die Rambach, mit gespitztem Mund, gerümpfter Nase, wie Margarethe aus dem Augenwinkel sah. Doch Albert störte das nicht. „Oder?“, wiederholte er noch lauter. „Sie, junger Mann, Sie fotografieren die Schönheit des Alters?“ Der angesprochene junge Mann auf demselben Bahnsteig machte noch ein Bild vom Güterwaggon auf dem Gleis nebenan, drehte sich um, richtete die Kamera auf die Seniorengruppe und drückte auf den Auslöser. Dann machte er eine knappe Verbeugung und ging. 

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Nanu?

Hat sich das Osterwetter in den Dezember verirrt? Der Weihnachtsmann zwischen Nymphen und andere leicht Bekleidete?

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Cracking Christmas Crackers

In England findet man sie zu Weihnachten als Christmas Crackers, die bunten Dinger, die wir hierzulande Knallbonbons nennen. Und so gab es zum Dezember-Schreiben-im-Café für jede einen Christmas Cracker als Schreibimpuls. Drin waren je ein kleiner Schokobär, ein Kühlschrankmagnet in Form eines Kronkorkens mit Tiermuster, anderen kleinen Bildchen oder YES oder NO innen, ein kleiner Glitzerstern und zwei Filzbuchstaben (- aber kein Knall!).

Von der Geschenkrolle, dem Inhalt oder auch einem der Wörter aus einem alten Buch, das ich für die Verpackung benutzte, ließen wir uns zu ganz unterschiedlichen Texten anregen.

Hier ein paar Splitter daraus:

*Einmal habe ich “Yes” gesagt – und das mit erheblichen Folgen für mein weiteres Leben. – Armgard Dohmel

*Der Button des Anstoßes hatte sich selbständig gemacht, die Botschaft

war in Wirklichkeit nicht "ON", sondern "NO".  - Sylvia Röhsler

*Es dauerte 98 Tage, bis ich merkte, dass ich ein ernstes Drogenproblem hatte. Es dauerte weitere 98 Tage, bis ich entzogen hatte. ... Mein Leben dauerte 98 Jahre, während derer mich Omas Kuschelbär oft  wärmte. - Janine Hugot

*"-lich": wunderbar taugliche Adjektivsilbe. Vielfach verwendet in der Weihnachtszeit. Zum Beispiel in wunderlich, festlich, heimlich, friedlich, fröhlich, besinnlich, oder doch fürchterlich, gräulich, entsetzlich dieses christliche Fest? – Jutta Parchert

Kryptisch zum Teil, skurril ... Wer neugierig wird, wie so was zustande kommt, und das Schreiben im Café vielleicht selbst mal ausprobieren möchte - am 28.1.2016 findet das erste Treffen im Neuen Jahr statt. Alle weiteren Termine sind hier zu finden.

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Übers Überarbeiten

"Work in Progress" hieß die Sendung im Freien Radio Wüste Welle, zu der Elvira Stecher mich einlud. 

Einige Themen, die wir besprochen haben:

* Plotten und Planen oder Drauflosschreiben,

* Autobiografisches oder Fiktion, 

* Verstecken und Zeigen - ja, gleichzeitig! -, 

* "NaNoWriMo" und "NaNoEdMo",

* ein Episodenroman und

* die berüchtigte Normseite - die nach Anschlägen, nicht nach Wortzahl bemessen wird.

Hauptsächlich aber ging es ums Überarbeiten. Ich las verschiedene Textstellen in der ersten Fassung und danach die überarbeitete Version. Interessant: Manchmal gab es bei den drei Zuhörern im Studio drei verschiedene Meinungen dazu.

Wer sich selbst eine Meinung bilden möchte, kann das Interview und die Leseproben hier nachhören.

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Ach du Liebe Advents-Zeit

 

Elvira Stechers Literaturfenster im Radio Wüste Welle gestern.

Das Thema: Liebe - und was das wohl sei. Es gab die unterschiedlichsten Interpretationen. Ich las meine Moritat "Löwe und Lamm - oder die schreckliche Ehegeschichte von Leo und Agnes", nachzuhören hier - nicht ganz im Geist der Jahreszeit, aber wenn die Liebe nun mal so hinfällt ...

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Ayer por la noche (= Gestern Abend)

 

Gestern Abend fand also "Esta noche" statt, die Flamenco-Veranstaltung.

Nein, auch wenn ich mich im Titel so spanisch aufführe - ich spreche die Sprache nicht, ebenso wenig wie ich jemals in Sevilla war. Beides habe ich mir im Internet zusammengesucht, spanische Brocken und Bilder aus der Stadt. 

 

Das Vorstadttheater war voll, die Bühne auch: drei Instrumentalisten, eine Sängerin, die Tänzerin. Und ich las meinen Text über einen deutschen Touristen und seine vier Abende in Sevilla. Die Internetrecherche war erfolgreich - mehrere Zuschauer sprachen mich auf meine Geschichte an und bestätigten: Genauso sei es dort, ich hätte die Atmosphäre getroffen. Bueno.

 

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Olé - otra vez!

Und wieder habe ich mich mit meiner Flamenco-Lehrerin zusammengetan.

Maßgeschneidert für diese Veranstaltung ist meine Geschichte "Esta noche", die ich schon in der Reutlinger Kulturnacht und im K'ffeehaus gelesen habe. 

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Zwei oder dreieinhalb Dinge


Zwei oder dreieinhalb Dinge –Texte aus dem Café

Seit Jahren treffen sie sich allmonatlich zum „Schreiben im Café“ und haben schon im frechen Frühling, süffigen Sommer, höllischen Herbst ihre Blätter, Notizblöcke, Stifte gezückt, sogar im Wirbelwinter. Nun stellen einige der regelmäßigen Teilnehmerinnen eine Auswahl ihrer Texte vor. Themen sind z.B. Adressbücher, Designerplastiktüten, rebellische alte Damen und das ICH-, das DU-, das WIR-Gefühl.

Lesung am 11.11.2015 um 20.00 Uhr

im Café Nepomuk, Unter den Linden 23, Reutlingen

Eintritt frei

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Himmlisch - noch eine Geschichte

Sie hätte es wissen müssen, damals schon.

Glutrot der Himmel an ihrem ersten Abend. Das Zeichen hat sie nicht beachtet. Hat es vielmehr als gutes Omen ausgelegt, den Sonnenuntergang angeschmachtet. Rot wie die Liebe, sagte er. Sie wollte ihm gern glauben. Irrtum, stellte sich später raus. ...

Sie glaubte aber selber dran, zumindest anfangs. Es war so einfach, als sie am Abend mit ihm Richtung Westen fuhr, zu seinem Haus. Als müsse es so sein. Der Himmel rot, er bremste, fuhr an den Rand, dann saßen sie in seinem Auto, lange, und schauten. So einen Mann hatte sie noch nie getroffen, einen, der für den Sonnenuntergang anhielt. Romantisch rot bestätigte der Himmel, dass es Schicksal war. 

 

Dies ist ein Auszug aus meiner Geschichte "Der letzte Irrtum" in der Anthologie "Himmel.Hölle.Heimatkunde" vom Hessischen Autorenpreis, eben erschienen im Wortwechsel Verlag

 

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Taktgefühl - Lesung und Flamenco

Noten und Text

Was haben ein Förster, der den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, eine obskure Taverna in Sevilla, Außerirdische auf der Bergwiese und der Bauch des Mondes gemeinsam? Um Taktgefühl geht es in den Geschichten von Heidemarie Köhler und Jutta Schönberg von der Autorengruppe "LiteRatten". Karin Mohr tanzt südspanisches Flair aufs Parkett - natürlich im Flamenco-Takt, für den Ralf Harwarth und Erik Soyez, Gitarre, und Gert Baumhauer, Percussion, sorgen. 

Am 26.9.2015

im Rahmen der Reutlinger Kulturnacht

um 19.00 und 20.00 Uhr,

Kaffee-Fleck, Kanzleistr. 8

Eintritt mit Kulturnachtbändel

www.flamensol.de,

www.jutta-schoenberg.de 

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Hingeblättert

Wie man auf den bunten Flyern (fast) lesen kann: Am Sonntag, 13.9.15 um 17.00 Uhr, findet wieder eine Ausgabe von "Elviras Gartenlese" statt, bei der Pergola im Arboretum, oberhalb des Botanischen Gartens Tübingen gelegen. Eingang auf der Nordseite des Nordrings.Beatrice Fabricius-Kaán, Elvira Stecher und ich lesen von losen Blättern (Wortspiel beabsichtigt!), Wind und Herbst. Wolfgang Gruber improvisiert auf dem Akkordeon. Textbeispiel aus meinem Monolog "Kuckuck":

 

Mein Nest ist hier auf dieser Bank   Hier unter den Platanen im Frühling Sommer und auch im Herbst und Winter   Ja man hört immer vom Kuckuck im Frühling   

Aber hast du schon mal drüber nachgedacht wo der im Herbst bleibt   Und im Winter   Na   Der Kuckuck der doch gar kein eigenes Nest   Das hast du dir nicht überlegt was   Der soll sich dann verkrümeln oder   Nach Afrika   Nach wo der Pfeffer wächst   Aber was soll ich denn in Afrika   Ich muss schon sagen

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Herzlich ...

... willkommen fühlen wir uns in Dänemark, unserem alljährlichen Sommerzuhause.

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On-Tour again

WoW! Gestern wieder schreibend unterwegs
WoW! Gestern wieder schreibend unterwegs
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Mittsommerlich kühl

Regentropfen,aufgereiht an der Banklehne

Banknoten nannte ich diese aufgereihten Regentropfen gestern vor dem Tropicarium. Dort trafen sich der Musiker mit seinem Instrument und die drei Autorinnen mit ihren Texten zur Probe für

                                "Elviras Gartenlese",

die wie im letzten Jahr wieder am Tag des Botanischen Gartens stattfindet.

Diesmal ist unser Motto "Mittsommer", passend zum Datum:

Am 21.6.15 nämlich, um 14.30 Uhr und 16.30 Uhr bei der Pergola im Arboretum, Tübingen, gibt es Lyrisches und Prosa zum Thema zu hören, dazu Akkordeonmusik, nicht so monoton wie die Regentropfen oben.

 

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24 Tage im Dezember

***1***

Ihr Blick fällt auf die Zeitanzeige, als sie gerade umspringt: Null Uhr Null. Wieder Dezember angebrochen, ihr 57. und sicher keiner ihrer besten.

Früher hat sie den Winter geliebt, die Adventszeit. Als Kind, wenn Mama backte. Auch als sie selber Mama einer Tochter war. Zumindest hat sie sich bemüht, hat Teig geknetet mit der Kleinen, die mit dem Feuereifer dabei war, den bei solchen Tätigkeiten angeblich alle Kinder an den Tag legen. Melanie bewies ihr, dass die Klischees,  an die sie nie geglaubt hatte, doch wahr sein konnten – das kleine Mädchen backte leidenschaftlich gerne Plätzchen. Ausstechen, einen Stern nach dem anderen, ein Tannenbäumchen, noch eines, Engel. Alles fein säuberlich aufs Blech. Den verbliebenen Teig zusammenkneten, ausrollen, wieder von vorn. Und noch einmal und wieder. Bis dann der allerletzte, inzwischen graue Teigrest endlich im Kindermund verschwunden war.

Dezember geht nun also unvermeidlich wieder los. Sie hievt sich hoch. Das war mal leichter, früher, als sie selbst noch leichter war. Lange her, nun ja. Nicht drüber nachdenken. Das Sofa zum Bett umbauen, im Schlaf den Winter vergessen. Winterschlaf, am liebsten. Aber sie ist ja wieder hellwach. Dann also einen Film anschauen, den heutigen Abend verlängern, den Dezember betrügen. Denn diese Zeit jetzt vor dem Schlafengehen, das ist doch noch der Rest von gestern, vom Novembertag. Na also. Wenn sie lange aufbleibt, fängt morgen der Dezember ein paar Stunden später an. Unschlüssig vorm Regal. Ja, der Piaf-Film. Dabei vergisst sie jedes Mal sich selbst und Raum und Zeit. Gute Idee, die Zeit vergessen. Piaf genießen und bewundern, Edith, ihr großes Vorbild. Also rein mit der DVD, wieder aufs Sofa, zurücklehnen, so tun, als wäre es November.

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Frauen mit großen Füßen

Stories von Heidemarie Köhler und Anke Laufer: flatterhaft, abgründig, eigen.

Freitag, 21. November 2014, 20.00 Uhr

im K'ffeehaus, Kirchentellinsfurt, Am Plon 2

Eintritt 4.00 Euro. Anmeldung im K'ffeehaus unter 07121-1388439

 

aus meinem Text "Hoch hinaus":

Als Papa packte, musstest du dringend in die Küche, du rührtest deine Sauce, unabkömmlich. Ich krallte mich im Wohnzimmer an seinem Koffer fest, Papa pflückte mich ab, er hob und drückte mich, drückte mir einen Kuss auf die Backe.

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Über Grenzen

Spitzenschaum

In den Norden reiste ich mit meiner Figur Blandine im Gepäck:

 

Seewärts

Spitzensaum sekundenschnell in Sand gestickt – gleich wieder weg – am Spitzensaum entlang am Spitzenschaum – den Fuß in feuchten Sand setzen ins Wasser tunken – von Wellen überspült umspielt – einsinken – untergraben werden unterspült – Boden verlieren – taumeln wiederfinden – stehen gehen stundenlang – ihre Fußspuren gelöscht als wäre sie nie da gewesen – hinein dann waten – langsam erst – noch auf der Hut noch scheu – bis sie sich endlich in die nächste Welle stürzt von Fuß bis Kopf – getragen von der Wasserschaukel im Rauschen Strömen – Schwimmzüge Atemzüge Wellenrhythmus alles passt zusammen 

so war es damals immer wie hätte sie an jenem Tag darauf verzichten können – das Meer so nah wissen aber nicht hinein – Elternbeschluss Ausflug ins Landesinnere – sie musste morgens vorher an den Strand – allein da offensichtlich niemand Verständnis hatte – so früh noch ganz allein – die Strömung seewärts – wie war das möglich – die Wellen spülten doch ans Ufer – trieben sie trotzdem ab – sie ruderte dagegen an mit immer heftigeren Schwimmzügen – verlor den Rhythmus – zappelte verlor die Kraft – schluckt Wasser prustet paddelt

Und danach sind wir nie wieder ans Meer gefahren, sagt Blandine. Sie haben es mir übel genommen.

Franziska nickt. Die Frage ist nur, was, sagt sie.

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Im "Nu"

Himmel über Dänemark

 

Es muss wohl dänisch sein das Wort

Wie könnten sonst 3 Wochen See

und Sand und Wind 5 Inseln Dünen

Sonne Regen und so viel Zeit

und so viel Himmel so schnell vorbei sein

 

schrieb ich am 20.8.2011 in Dyngby vor der Rückreise.

Und freue mich nun darauf, wieder für 2 Wochen dorthin zu fahren, wo die Zeit "im Nu" vergeht. Denn vor der Reise ist ja bekanntlich nach der Reise ist vor ...

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Scriptum

Nachwirkung des Schreibspaziergangs "scribitur ambulando":

Den folgenden Text habe ich Blandine in den Mund gelegt, einer Figur, an der ich seit Beginn dieses Jahres arbeite.

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Scribitur ambulando

Tuffstein, Wiesaz, Gönningen
Nicht in Stein gemeißelt ...

... stelle ich mir die Regeln für die geplante Unternehmung "scribitur ambulando" vor, sondern eher locker:

Wir machen einen gemeinsamen Spaziergang bei den Gönninger Seen und an der Wiesaz. Halten mal hier, mal dort. Schreiben, notieren, skizzieren, was uns ein- und auffällt.

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Dritte Gartenlese

Zum "Finale" der Gartenlese laden wir herzlich ein.

Unter dem Titel "Worte tauchen auf" lesen Beatrice Fabricius-Kaán, Elvira Stecher und ich am Sonntag, 13.7.2014 um 14.00 Uhr, am Seerosenteich im Botanischen Garten Tübingen. Bei schlechtem Wetter findet die Veranstaltung vor dem Tropicarium oberhalb des Teichs im Trockenen statt.

Drei sehr verschiedene Autorinnen variieren die Themen Wasser und Worte.

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Im Schaffwerk geschafft

ein Dach aus Fenstern
ein Dach aus Fenstern

Geschafft:

Wo Lampen leuchten oder nicht  

Uhren nicht gängige Zeit angeben – oder?

Wo viele Mühlen langsam mahlen oder gar nicht

Ist dort der Mittelpunkt der Welt

Oder ist es der Nabel draußen  

Umgeben von konzentrischen Kreisen

Verschmitzt die Drecklach vor dem Haus oder verspritzt

Und wenn die Schrottprinzessin weint kann einer lachen

Im Rahmen ist hier nichts

Sogar die Spiegel schräg

Und bunte Schwellen laden ein ins Gestern

Vorgestern Übermorgen

Heut und Immer

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Vom Schweigen lesen

wir sehen ein gitter

durchbrochen von sprache

(Rotraut Schneemann)

 

Unter diesem Motto lesen Teilnehmerinnen des Tübinger Lyrikseminars von Eva Christina Zeller am 29.6.2014 zur Finissage der Ausstellung "zwei mundvoll schweigen" (mehr dazu unter: Termine)

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Über den Durst

stachelig

Hochsommerlich war es gestern bei der "Gartenlese" im Arboretum. So genügsam wie die Kakteen war ich nicht, sondern eher wie Barbara im B-Text meiner alphabetischen Skizzen:

"Betty Bunsen brennt bombigen Birnenschnaps. Barbara bechert begierig. Benita beobachtet beide."

Nur habe ich natürlich keinen Birnenschnaps getrunken, sondern Wasser. Das haben alle reichlich gebraucht, die Lesenden, das Publikum - und die Pflanzen im Botanischen Garten. 

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Kulturnachtaktiv

Generalprobe: Alles klar für "nachtaktiv" mit den LiteRatten und Barazi & Her Boys. Foto: Raphaela Weber
Generalprobe: Alles klar für "nachtaktiv" mit den LiteRatten und Barazi & Her Boys. Foto: Raphaela Weber

 

 

"nachtaktiv" - Lesung und Jazz heute Abend im Rahmen der Tübinger Kulturnacht um 20.00 und 21.00 Uhr im Gemeindesaal St. Johannes, Tübingen, Bachgasse 3.

Eintritt mit Kulturnachtbändel

 

 

Und so fangen unsere nachaktiven Texte an:

Dirk Brantl: Caceres genoß die Zeit allein auf dem Flur. Es hatte auch Vorteile, ein Hypochonder zu sein.

Heidemarie Köhler: Bewegungsmelder. Die Dinger hat er immer schon gehasst. Und jetzt erst recht. Überfallen einen grell, wenn man arglos ein paar Schritte in der Dunkelheit bloß um sich auszulüften. Nur eine Frage der Zeit, wann so ein Opa der nicht schlafen kann seine Nase raus. 

Anke Laufer: Bild 1-3, Nachtaufnahmen. Stativ. ISO 100. Man kann sehen, wie in der Hagrosenhalde die Irrlichter der Taschenlampen über Hauswände gleiten, durch wogende Baumkronen, an dunklen Buchsbaumhecken entlang.

Klaus-Dieter Reichert: Seit Stunden in strömendem Regen unterwegs. Endlich – die Hoffnung war bereits zu einem armseligen Flämmchen verkümmert – die verschwommenen Konturen eines Ortes.

Jutta Schönberg: Murad Arslan parkte den Wagen und schaltete die Scheinwerfer aus. Er freute sich schon, freute sich auf den Staubsauger seines nächsten Kunden. Die Anwaltskanzlei Schröder, Roberts und Müller hatte den besten Staubsauger, den Murad kannte.

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Fern schweifen oder nah entdecken

Notizen vom Schreiben-on-Tour

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Es grünt ...

Flyer Lesung im Tropicarium

... auch im Winter im Tropicarium in Tübingen.

Dort lesen wir Texte, die von verlorenen und gefundenen Paradiesen handeln, weit weg und manchmal unvermutet ganz nah.

Ein Auszug aus meinem Text "Feige":

Du möchtest zugreifen willst dir nicht die Hände schmutzig machen du lässt sie hängen du bedauerst gehst Feige wendest du dich ab süße paradiesische Verlockung hinter dir Du hättest nicht das Paradies verspielt wie Eva

Aus dem Text "Der Glasflügelfalter" von Beatrice Fabricius-Kaán:

Aus der starren Puppe entschlüpft, breitet er zitternd seine klaren Flügel aus und erhebt sich, nach einem Moment der Stille, wie ein Lichtfunke in die Dichte des Waldes.

Bei seiner ersten Rast, auf einem breiten Blatt, malt sich langsam das bunte Auge eines Chamäleons auf seine hellen Flügel.

Aus dem Text "Glücksfährten" von Elvira Stecher:

"Doch - vor allem musst du alles ganz langsam tun. Schau, wo du hinfasst.  Kau - das Blatt, mahle es rechts, mahle es links, drücks an den Gaumen - schmeckt so grüüün! Sonne scheint dir auf den Pelz. Langsam, gehs ganz laaangsam an."

 

 

 

 

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Alle Jahre wieder ...

Sonntägliches NaNo-Treffen: Motivationsschub, Austausch, Ideenbörse - Foto: Anke Laufer
Sonntägliches NaNo-Treffen: Motivationsschub, Austausch, Ideenbörse - Foto: Anke Laufer
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Die regen Tropfen

Pfütze, Kreise

Notizen unterwegs, vorgestern beim Schreiben-on-Tour:

Es gibt freundliche Regentropfen – diese sind es nicht. Sie sind auch nicht feindlich, sie kümmern sich gar nicht um dich, haben sich nicht gegen dich verschworen, rotten sich nicht zusammen, um dich zu ärgern, dich nass zu machen, damit du frierst. Sie fallen einfach, einer wie der andere, in Massen, neben- und nacheinander, miteinander, und es ist ihnen gleichgültig, wo sie landen.

Zum Beispiel in einer Pfütze, wo sie Ringe bilden, die größer werden, einander überlappen. Riffelmuster, eilig gemalt, verändert im Bruchteil von Sekunden. Und Blasen auf der Oberfläche, die zerplatzen. Der eine oder andere Tropfen springt nach der Landung wieder hoch, kleine Fontäne, rührender Versuch. Versuch? Hier versucht niemand was, nur du. Versuchst den Regentropfen Sinn zu unterstellen, eine Absicht. Absurd. Die Kreise in der Pfütze, mathematisch fast, doch nicht vom Mathematiker gezirkelt. Ellipsen, genau betrachtet, hier von der Seite, dein Kopf macht sie zu Kreisen.

Mit dem versuchst du eine Momentaufnahme, willst einen Augenblick als Standbild festhalten. Unmöglich. Versuche: Die Augen schließen, kurz auf, ganz kurz nur – gar nichts erkennst du da, ein großes Ganzes, das verschwimmt. Du machst ein Foto mit der Kamera, die leistet mehr als deine Augen.

Ein Bus fährt vor. Die Leute steigen ein, du nicht, du bleibst noch. Sitzt hier, auf dieser Holzbank unter der Arkade, und schaust dem Regen zu. Der Bus fährt ab und gibt den Blick frei auf den Brunnen gegenüber, der dir jetzt erst auffällt, der Wasser trielt, immerzu Wasser trielt aus vielen Rohren, von hier aus siehst du fünf davon, es müssen acht sein, denkst du. Später wirst du hinübergehen und sie zählen – zwölf sind es. Zwölf Wasserstrippen aus dem Brunnen verlieren heute gegen Regen, gegen Regentropfen, die gar nicht angetreten sind in diesem Wettkampf und unentwegt aus einem hellgrauen Himmel fallen, gleichgültig, wohin. Auf Ziegeldächer, die sie nass lackieren, kreiselnd in Pfützen. Und auf dich, wenn du  jetzt weitergehst.

 

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Mitbringsel

Bilder in der Kamera und im Kopf, wo daraus Haiku entstehen:

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Nordwind Ostsee

Auf Schaumspitzen im Sand, den Ostseewind, der mir Salz auf die Haut klebt, und den dänischen Himmel freue ich mich schon beim Kofferpacken. Übermorgen geht es los.

Auch auf Strandgut freue ich mich:

Muscheln, Holz, Steine - und mal ein Gedicht:

 

 

 

 

 

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